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[Ihr Kontinenz-Ratgeber] 

Informationen für Betroffene mit einer Urininkontinenz oder Blasenfunktionsstörungen


Liebe Patientin, lieber Patient,  

Urininkontinenz oder Blasenentleerungsstörungen können für Sie neue Herausforderungen bedeuten. Oftmals lernen Sie sich und Ihren Körper ganz neu kennen. 

Lassen Sie sich nicht verunsichern. Wir sind an Ihrer Seite!  Gemeinsam mit Ihnen, Ihren Ärztinnen und Ärzten, Pflegediensten und Ihren Angehörigen werden wir ein gezieltes Blasenmanagement - angepasst an Ihre Lebenssituation - erstellen. 

Gezielt Ihre Lebensqualität steigern.

Eine ausführliche Diagnostik und ein individuelles Therapiekonzept sind die Basisbausteine auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Blasenmanagement. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen im engen Austausch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und führen Ihre individuelle Therapie gemeinsam mit Ihnen weiter.

In guten Händen.

Lassen Sie uns Hand in Hand eine individuelle Auswahl an Hilfsmitteln besprechen, die Ihnen täglich ein Stück mehr Lebensqualität geben.

Vor Ort, wo Sie sind.

In der Klinik oder Praxis, Zuhause oder auch online: In einer für Sie sicheren Umgebung zeigen wir Ihnen den Umgang mit den Produkten und geben Ihnen so die Sicherheit und Routine im Alltag. In aller Ruhe und in Ihrem Tempo. Gerne leiten wir auch Ihre Angehörigen und Ihr Pflegepersonal an.

Sie bestimmen. Nicht Ihre Blase.

Wissen gibt Sicherheit und so verstehen Sie Ihren Körper! Stellen Sie sich folgende Fragen:


Wie ist meine Blase aufgebaut und wie funktioniert sie?

Ihre Harnblase ist ein zentrales Organ des menschlichen Harnsystems und speichert den Urin. Sie befindet sich im Unterbauch hinter dem Schambein und besteht aus dehnbaren Muskeln. 

Aufbau der gesunden Blase 

  • Blasenwand: Besteht aus mehreren Muskelschichten, die sich ausdehnen und zusammenziehen können.
  • Blasenschleimhaut: Schützt die Blasenwand vor Keimen und Bakterien und bildet eine natürlich Barriere.
  • Blasenschließmuskel (Sphinkter): Kontrolliert, wann wir kontrolliert Urin ablassen (Kontinenz).

Funktionsweise der Blase 

  • Befüllen: Die Nieren filtern Ihr Blut und produzieren Urin, über den "Abfallstoffe" aus dem Körper ausgeschieden werden. Über die Harnleiter wird der Urin in die Blase abgeleitet. 
  • Speichern: Die Blasenmuskulatur ist entspannt und dehnt sich, damit Urin gespeichert werden kann. 
  • Entleeren (Miktion): Ab einem gewissen Füllstand, senden unsere Nerven Signale an das Gehirn. Der Harndrang entsteht und wir müssen auf die Toilette. 
  • Ausscheiden: Über unser Nervensystem sendet das Gehirn Signale, die Blase zu entleeren. Die Blasenmuskulatur zieht sich zusammen, der Schließmuskel öffnet sich, und der Urin fließt durch die Harnröhre und dem Harnröhrenausgang aus dem Körper.

Eine gesunde Blase sorgt für

  • Eine kontrollierte Urinentleerung 
  • Dem Schutz vor Infektionen 
  • Eine ausbalancierte Flüssigkeitsregulation im Körper


Welche Aufgaben hat eine gesunde Blase

Die Blase speichert Urin, bis wir willentlich und kontrolliert diesen ablassen.


Warum ist eine gute Verbindung zwischen Harntrakt und dem Nervensystem so wichtig?

Unser Nervensystem dient als "Botensystem" für die Kommunikation zwischen der Blase und unserem Gehirn. Die Blase sendet, wenn diese gefüllt ist, den Harndrang an unser Gehirn. Wir entscheiden, ob und wann wir dem Harndrang bewusst und kontrolliert nachgeben. Über unser Nervensystem sendet das Gehirn Signale, dass "jetzt" eine Blasenentleerung möglich ist. Sollte unser Nervensystem beschädigt oder gestört sein


Was sind Blasenfunktionsstörungen?

Blasenfunktionsstörungen sind Funktionsstörungen der Harnblase, bei denen das normale Zusammenspiel von Speicherung und Entleerung des Urins beeinträchtigt ist. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von einer Erkrankung bis zu einer Unterbrechung der Nervenbahnen.

Betroffene berichten von häufigem Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen oder unkontrolliertem Urinverlust (Inkontinenz). 

Die Ursachen von Blasenfunktionsstörungen 

Blasenfunktionsstörungen können durch verschiedene Indikationen und Ursachen ausgelöst werden. Häufig liegen folgende Indikationen vor:

  • Verletzungen wie z. B. Querschnittlähmung, Rückenmarkverletzungen
  • Neurologische Erkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose, Spina bifida, Parkinson 
  • Infektionen wie z. B. Blasenentzündung (Zystitis) 
  • Anatomische Veränderungen wie z. B. Beckenboden-Schwäche oder angeborene Veränderungen
  • Hormonelle Veränderungen wie z. B. Wechseljahren
  • Stress und psychische Belastungen 

Die häufigsten Symptome von Blasenfunktionsstörungen sind

  • Häufiger oder starker Harndrang 
  • Nächtliches Wasserlassen (Nykturie) 
  • Schwierigkeiten beim Entleeren der Blase 
  • Urinverlust (Harninkontinenz) 
  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen
  • Unangenehmer Geruch des Urins
  • Restharn 

Arten von Blasenfunktionsstörungen 

  • Überaktive Blase: Häufiger, plötzlicher Harndrang mit oder ohne Urinverlust. 
  • Harninkontinenz: Unkontrollierter Abgang von Urin
  • Harnverhalt: Die Blase entleert sich nicht vollständig (Restharn). 
  • Neurogene Blase: Blasenstörung durch Nervenschädigungen durch Erkrankungen oder Verletzungen

Weitere und ausführliche Informationen haben wir auch in unserem Ratgeber "Gemeinsam Stark: Blase & Darm" für Sie zusammengestellt.


Welche Inkontinenzarten gibt es?

Betroffene mit einer Harninkontinenz können das "Wasserlassen", also das Entleeren der Blase, nicht mehr oder nur noch teilweise selbstbestimmt steuern. 

Diese Blasenfunktionsstörung tritt in verschiedenen Formen auf, die sich in Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden.

Die wichtigsten Inkontinenzarten im Überblick 

  • Reflexinkontinenz ist eine neurogene Inkontinenz
    Die Blasenentleerung erfolgt unkontrolliert durch gestörte Nervenbahnen. Häufig tritt diese Form bei neurologischen Erkrankungen und Verletzungen wie Querschnittlähmung, Multiple Sklerose oder Spina bifida auf.
  • Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)
    Wenn beim Husten, Niesen, Lachen oder einer körperlicher Belastung unwillkürlich Urin abgeht, spricht man von einer Belastungsinkontinenz. Häufig bei Frauen nach Schwangerschaft oder durch eine Schwäche des Beckenbodens. 
  • Dranginkontinenz (Überaktive Blase)
    Es kommt zu einem plötzlichen, starken Harndrang, oft verbunden mit unkontrolliertem Urinverlust. Man schafft es sprichwörtlich nicht mehr auf die Toilette. Eine Ursache könnte eine Überaktivität der Blasenmuskulatur oder neurologische Erkrankungen sein. 
  • Mischinkontinenz 
    Ist eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz. Auch die Symptome sind hier vermischt. Diese Art der Inkontinenz und damit verbundener Urinabgang kann bei Belastungen auftreten, aber auch ein starker Harndrang ist ein Symptom. 
  • Überlaufinkontinenz 
    Die Blase entleert sich nicht vollständig und "läuft über". Die Ursachen für diese Form der Inkontinenz können Abflussstörungen, z. B. bei einer Prostatavergrößerung bei Männern oder auch eine geschwächte Blasenmuskulatur oder Beckenbodenmuskulatur sein. 
  • Extraurethrale Inkontinenz (eine eher seltene Form der Inkontinenz)
    Der 
    Urin tritt außerhalb der Harnröhre aus, z. B. durch Fisteln. Die passiert in der Regel nach Operationen oder Verletzungen. 


Wie kann ich meine Kontinenz wiedererlangen?

Der erste Schritt: Gestehen Sie sich ein, dass Ihre Blase Ihr Leben bestimmt.

Kontinenzprobleme wie Harninkontinenz oder Blasenschwäche sind weit verbreitet. Betroffen sind nicht nur Menschen mit einer Querschnittlähmung oder einer Nervenerkrankung, sondern auch ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen wie zum Beispiel einem Bandscheibenvorfall.

Doch damit müssen Sie sich nicht zufrieden geben: Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich die Kontrolle über Ihre Blase in vielen Fällen deutlich verbessern oder sogar vollständig wiederherstellen.

Der zweite Schritt: Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Sie werden Ihnen nach einer ausführlichen Diagnostik Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie wieder die Blasenkontrolle übernehmen.

Das könnte, je nach Diagnose, sein:

  • Beckenbodentraining 
    Gezielte Übungen stärken die Muskulatur im Beckenboden. Diese stützt die Blase und die Harnröhre. Besonders bei einer Belastungsinkontinenz (z. B. nach Schwangerschaft oder Operationen) kann die einfache Methode große Wirkung zeigen. Sie benötigen die richtigen Übungen? ❤ Sprechen Sie uns an. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die richtigen Kontakte für Sie. 
  • Blasentraining 
    Durch regelmäßige Toilettengänge nach festem Zeitplan lernt die Blase, den Urin länger zu halten und Sie wissen, wann es Zeit ist, den Urin gezielt zu entleeren. Hier kann auch das Führen eines Miktionsprotokolls sinnvoll sein. Hilfreich bei Dranginkontinenz und überaktiver Blase.
    Unser praktischer Tipp: Kann auch bei nächtlichem Einnässen hilfreich sein. Stellen Sie sich einen Wecker eine Stunde, bevor Ihnen das Malheur regelmäßig passiert, und entleeren Sie Ihre Blase.
  • Lebensstil und Ernährung 
    Dieser Fehler ist weit verbreitet: Bei einer Inkontinenz trinkt man weniger Flüssigkeit mit dem Ziel, weniger unkontrollierte Urinabgänge zu haben. Leider ist genau das Gegenteil der Fall. Der Urin "säuert" sich an und kann so die Blase reizen. Also achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge von mindestens 2 Litern über den Tag verteilt. Vermeiden Sie jedoch reizende Getränke wie Kaffee, Alkohol oder stark kohlensäurehaltige Getränke und greifen Sie lieber zu einem stillen Wasser oder einem milden Tee. Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Blase zusätzlich. Also vermeiden Sie übermäßiges Übergewicht. Auch Nikotin kann die Blasenfunktion ungünstig beeinflussen. 
  • Medizinische Therapien 
    Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten zur Entspannung der Blasenmuskulatur oder Kräftigung des Schließmuskels.

    Eine sehr wirksame Möglichkeit, die Kontinenz wieder zu erlagen ist die 
    Botox-Injektion in den Blasenschließmuskel (Sphinkter). Dieses Verfahren ist auch unter den Begriffen Chemodenervation des Sphinkters mit Botulinumtoxin oder auch Botox-Injektion in den externen Harnröhrensphinkter bekannt. 

    So läuft das Verfahren ab: Der 
    äußere Schließmuskel der Harnblase wird gezielt mit Botulinumtoxin (Botox) behandelt, um ihn zu schwächen bzw. teilweise zu lähmen. Das führt dazu, dass sich der Muskel nicht mehr zu stark zusammenzieht, wie es z. B. bei einer detrusor-sphinkter-Dyssynergie vorkommt. 

    Der Schließmuskel kann durch das Verfahren nicht mehr aktiv geöffnet werden und somit hat man die Kontinenz der Harnblase erreicht. Die
    kontrollierte Blasenentleerung erfolgt im Anschluss durch die kontinuierliche intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK)

    Natürlich können auch Pessare oder Hilfsmittel bei Frauen zur Unterstützung des Beckenbodens wieder zu einer Kontinenz führen. 
  • Operative Eingriffe bei sehr schweren Fällen
    z. B. Prostata-OP, Pouch oder Urostomie


Warum ist das Zusammenspiel von Blase und Darm so wichtig?

Die Blase und der Darm liegen im kleinen Becken direkt nebeneinander und teilen sich viele Nervenbahnen und Muskeln. Dadurch beeinflussen sie sich gegenseitig. Störungen oder Probleme im Bereich der Blase wirken sich auch auf den Darm aus und umgekehrt. Das Thema ist sehr umfangreich. Gerne informieren wir Sie persönlich oder über unseren Ratgeber "Gemeinsam stark: Blase & Darm". Sprechen Sie uns gerne an.

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Insinder-Wissen

Was ist eine Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie (DSD)?

Die Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie (DSD) ist eine Funktionsstörung der Harnblase, bei der das Zusammenspiel zwischen dem Blasenmuskel (Detrusor) und dem Schließmuskel (Sphinkter) gestört ist.

So läuft in der Regel die gesunde Blasenentleerung ab:
Der Detrusor (Blasenmuskel) zieht sich zusammen, um den Urin aus der Blase zu drücken. Gleichzeitig entspannt sich der Sphinkter (Schließmuske). So kann der Urin über die Harnröhre ungestört abfließen. 

Bei einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie passiert jedoch genau das Gegenteil:
Der Detrusor (Blasenmuskel) zieht sich zusammen, während der Sphinkter (Schließmuskel) angespannt bleibt. Dadurch kann der Urin nicht oder nur unvollständig abfließen.

Die Ursachen einer Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie können vielfältig sein. Meist tritt die Störung im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen oder Verletzungen auf. Beispiele sind: Querschnittlähmung, Multiple Sklerose (MS), Spina bifida, Parkinson

Folgende Symptome können auf eine Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie hindeuten:

  • Unvollständige Blasenentleerung (Restharn)
  • Starker Harndrang bei gleichzeitig blockiertem Schließmuskel. Man muss kann aber nicht.
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • Harnwegsinfekte durch Restharn

Bei schweren Fällen kann es zu einem Rückstau des Harns in die Nieren und damit verbunden zu Nierenschäden kommen. Nehmen Sie die Symptome also nicht auf die leichte Schulter und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

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Der Ratgeber ist am 29.09.2025 erschienen und wurde am 30.09.2025 überarbeitet. Unsere Autoren sind

Josef Dumpler, Geschäftsleitung Marketing, Digitalisierung & Operations